XXIII. ZusammenKunft der SED am 06.12.03

„Da geht er hin, der Banause! – Zu seinem Spießerverein!“ Die launigen Bemerkungen der Nachbarn noch im Ohr, macht sich mein Gatte wie allvierteljährlich mit mir auf den Weg zum Vereinslokal der SED.

Anwesend sind an diesem Abend Herr Herges, Herr Mack, Herr O. Martin, Frau Dioszeghy-Krauß, Herr Krauß, Herr Vogel, Herr Veith, Frau Martin mit Sohn Maximilian, Herr Timm, Frau Timm-Winkmann sowie Herr Hxlgns.

Einige Herrschaften treffen mit z.T. erheblicher Verspätung ein und begründen dies mit angeblicher Parkplatzsuche, was Frau Dioszeghy-Krauß die Bemerkung abnötigt: „Siehst du (Gatte), da hätten wir ja auch nicht pünktlich sein müssen.“ Aber wie sich zeigen wird, prägen Sittenverfall und Schreikrämpfe auch den weiteren Verlauf des Abends. (Zunächst indem ich wie immer mit den Herren Herges und Krauß Bildergeschichten aus anderen als dem anatiden Universum austausche, in denen die Protagonisten wenig bemüht scheinen, lebensnotwendige Körperflüssigkeiten bei sich zu behalten. BUZZ! SQUEECH! ZACK! BRRR! HUUUIIIIH! WHAM!)

Zunächst beginnt jedoch alles ganz harmonisch mit einem von Herrn Ksögxc vorgetragenen Flötenstück (harmonisch ist vielleicht nicht das richtige Wort; es sollte die Hymne der SED sein, klang aber eher wie „Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus...“), in das die Anwesenden ungewollt mehrstimmig einfallen. Aber die Gemütlichkeit sollte nicht lange währen.

Herr O. Martin schlägt vor, der heute abwesenden SED-Mitglieder mit einer fünfsekündigen Schweigeminute zu gedenken, die er selbst jedoch schon nach einer Sekunde wieder abbricht. Zu aufgeregt ist er, da er ahnt, daß der Nikolaus heute noch zum Stammtisch kommen wird. (Verhinderten SED-Mitgliedern wird später noch für alle Zeiten ein Denkmal gesetzt, indem die Unterorganisation 

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Herrn Martins Hoffnungen erfüllen sich bald und Geschenke werden verteilt. Familie Bslrgü hat für jeden einen Schokoladennikolaus mitgebracht, das Stück zu 1.20. (Habt Ihr etwa ... 20 Taler dafür ausgegeben? - Ihr Verschwender, ihr ... ihr ... Ich beginne zu rechnen, was man mit dem Geld Vernünftigeres hätte anfangen können. Das Geld wird auf die Sparkasse gebracht und zu 2% Zinsen angelegt. In hundert Jahren habt ihr dann ... Augenblick ... 20 Taler zu 2 Prozent sind 4 Taler ... nein, ich meine 40 Kreuzer ... in einem Jahr bekommt Ihr dann 2 Prozent von 20 Talern und 40 Kreuzern ... das macht nach Adam Riese ... halt, das muß ich schriftlich machen.) Frau Dioszeghy-Krauß läßt sich ebenfalls nicht lumpen und überreicht Kosakenzipfel (Was sind das für komische Dinger? Atombomben?) mit Zitronencremebällchen. (Zum Glück in ausreichender Menge, so daß der Abend nicht mit unschönen Verbalinjurien wie „Jodelschnepfe“ oder „Winselstute“ enden muß.) Herr Herges, der stolz bekannt gibt, daß er nicht nur den ersten Platz beim Quiz des S.N.O.W.L.-Stammtischs belegt hat, sondern auch frischgebackener Pimpillionär ist, wirft Taler unter das Volk. Da trifft es sich gut, daß Herr Mack eine schwarze Spendierhose mit roten Streifen stiftet, die dem jeweils großzügigsten Mitglied der SED verliehen werden soll. Sie wird per Akklamation Herrn Herges zuerkannt, der sie stolz für den Rest des Abends trägt.

(Ich rechne immer noch: 20,4 x 0,02 = 0,408. Das mit 20,4 zusammengezählt gibt 20,808 ... gibt aufgerundet 20,81. Dann gibt´s im dritten Jahr...)

Der ABC (Auslandesbeauftragte in Chile) wird nach einjähriger Abwesenheit begeistert empfangen und begierig nach Reiseeindrücken befragt. Als sich jedoch herausstellt, daß er keine viereckigen Eier mitgebracht oder auch nur solcher ansichtig geworden ist, wendet sich das Interesse bald anderen Themen zu. So werden weitere Termine der SED bis ins Jahr 2006 geplant. Um Frau Garhöfer künftig die Teilnahme an der Weihnachts-ZK zu ermöglichen, wird diese jeweils auf Mitte Dezember festgelegt. (Herr Mack: „Da ich unbedingt die Schärpe will, schließe ich mich jeder Regelung an.“) Ein Sonder-ZK-Termin zur Vorbereitung des Kongresses soll beim nächsten regulären Termin am 07.02.04 ausgemacht werden.

Herr Timm schlägt vor, Frau Erika Fuchs zur mitternächtlichen Stunde mit einem Geburtstagsanruf zu erfreuen (Das kann ich mir nicht denken, aber es ist trotzdem eine bezaubernde Idee), hierzu wahrscheinlich angeregt durch den auf einem Fernseher im Hintergrund trotz später Stunde ekstatisch herumhüpfenden 100jährigen Johannes Heesters. Ein anner Fernseher während einer SED-Veranstaltung – das hätte es unter Ober Willi nicht gegeben, der – wie wir erst kurz vor Beginn der Veranstaltung erfuhren – dem Bewirtungskollektiv des „Alten Brauhofs“ seit dem 1.12.03 nicht mehr angehört. Als Herr Mack und ich uns zu fortgeschrittener Stunde ein Gläschen „Williams Christ Birne“ genehmigen wollen und es lapidar heißt: „Willi ist aus“, macht uns diese eigenartige Koinzidenz nachdenklich und auch betroffen. Die neue Kraft kann trotz vollständiger Zahnreihen nicht völlig überzeugen; zu spärlich und selten fließen die Getränke, so daß schon überlegt wird, wie wir uns selbst versorgen können. („Von dressierten Adlern runterholen lassen!“ – „Einen Lift im Inneren der Zapfanlage einbauen.“ – „Versichern und alles weitere der Versicherungsgesellschaft überlassen.“  -  „An den Verstand der Kellnerin appellieren?“ „Unmöglich! So ein kleines Ziel kann man nicht treffen.“)

Apropos Herr Mack und der Alkohol: Er besteht an diesem Abend mehrfachst auf einer Korrektur des Präsidenten-Tischteil-Protokolls der vorangegangenen SED-Sitzung, da ihm dort in gröblichster Weise die Ehre abgeschnitten worden sei, indem es habe so erscheinen müssen, als bestelle er Biere ohne sie zu bezahlen. Richtig sei vielmehr, daß er bestellte Biere immer bezahle, unbestellte Biere hingegen - Oh weh, jetzt fängt er an zu stottern!)

Ich rechne immer noch:

769.306.798,45

                 x  0,02

146.372.235.8680

        8    1     9..., weshalb vieles an mir vorbeirauscht – SWISH. Es wird über den Stand der Kongreß-Anwanzungen berichtet (Frau Garhöfer: Hajo Aust und Anne; Familie Krauß: Gangolf und Koko und noch viel Stapelplatz; Frau Timm-Winkmann: die Präsidentenfamilie; Tiemo: Timo ???). Frau Krauß zeigt Urlaubsfotos von einem kleinen Hotel-Restaurant namens „Donald“ auf der schönen Insel Bali.

... 146.383.1

                 3

               .5

             9

            6. Völlig abgelenkt von meiner Rechnerei lasse ich mich auf das wahnwitzige Versprechen ein, im Weihnachtsurlaub Buttons für einige unserer Unterorganisationen zu entwerfen. Mögliche Vortragsthemen für den Kongreß werden diskutiert (Oh, das wird uns schon noch einfallen), bevor die gewaltige Menge der Anwesenden sich in Kleingruppen mit unterschiedlichen Themen aufspaltet. In meinem Umfeld wird geplant, die Star Wars-Trilogie ins Schwyzerdütsche zu übersetzen. (Das lassen wir uns patentieren. Patente bringen eine Masse Geld. - Dann können wir alle Augenblicke 20 Taler auf die Bank bringen.) Nebenbei rechne ich weiter: Sechs Billionen, siebenhundertneunundsechzig Millionen dreihundertsechstausend ... In 100 Jahren haben wir dann so viel, daß wir die ganze Welt kaufen können.) Herr Mack möchte mit einem vorbildlich donaldischen Lebenswandel glänzen und berichtet, daß er nicht nur an einem Freitag, dem 13. geheiratet habe, sondern daß die Betreffende (eine elegante fremde Dame) an einem ersten April bei ihm eingezogen sei. Drillinge seien in Planung.

Bald darauf: Herr Vsötof mahnt ein letztes Mal zur Disziplin: „Liebe Berg- und Waldfreunde! Jetzt heißt es zusammenstehen und die Hymne singen!“ So – das hätten wir geschafft!

Der Abend endet mit einem Eklat, als sich zwischen Herrn Krauß und mir ein erregter Wortwechsel darüber entspinnt, wieviel Olivenöl in eine Crème Brulée kommt. Unsere Ehepartner versuchen uns zu beruhigen: „Wartet nur, wenn ihr heute abend nach Haus kommt!“, Obwohl die übrigen Angehörigen des Stammtischs die Situation richtig einschätzen („Sie haben sich verstiegen! – Scheußliche Situation!“), suchen sie rasch mit z.T. recht fadenscheinigen Begründungen das Weite: „Jetzt muß ich weg ... mach einen Ausflug ins Grüne mit dem Verein „Frohsinn“ ... wir wollen Butterblumen suchen.“ Aber wir sind in unserer Rage zu einer zivilisierten Reaktion nicht mehr imstande: „So, es wär wohl auch gescheiter gewesen, wenn die Gebrüder Wright Butterblumen gesucht hätten!

Und so endet der Abend an dieser Stelle. Ist ja vielleicht auch das Vernünftigste.

(Uschi Timm-Winkmann, Vorsitzende des Angehörigenkollektivs der SED)