Eigentlich
standen die Zeichen günstig für die 14. ZK der SED: zum ersten
Mal seit Tagen lachte freundlich die Sonne und lud zum Verweilen im (eigens
für uns geöffneten) Biergarten; Ober Willi hatte (unaufgefordert)
die Anzahl seiner Kugelschreiber auf 13 erhöht; das Ehepaar Timm sowie
Frau Garhöfer waren pünktlich zur Stelle; wenig später traf
das Ehepaar Krauß ein, das eigens die Sommerfrische in Bayern abgebrochen
hatte; auch Herr Herges hatte wieder ohne ein Wort der Klage die weite
(2 ½ Stunden!) und beschwerliche Anreise auf sich genommen. Aber
ach, wie erschüttert war unser kleines Häuflein, als es feststellen
mußte, daß nicht nur Herr O. Martin sowie Herr Veith unentschuldigt
der Veranstaltung fernblieben, sondern daß auch Herr P. Martin im
Sinnestaumel der frischen Vermählung (junge Leute werden im Frühjahr
leicht gefühlvoll) alle Höflichkeitsregeln mißachtet hatte:
zwar hatte er sich ordnungsgemäß und rechtzeitig mit durchaus
nachvollziehbarem Grund (Hochzeitsreise) abgemeldet, hatte jedoch verabsäumt,
die sonst im "Alten Brauhof" üblichen Vorkehrungen (Willi bei anderer
Gelegenheit: "Frau K. aus Düsseldorf hat angerufen, Ihr sollt eine
Runde auf Ihr Wohl trinken, sie überweist uns das Geld in den nächsten
Tagen!") zu treffen, um uns einen Toast auf sein junges Glück zu ermöglichen.
Dies erfüllte insbesondere Frau Dioszeghy-Krauß mit solchem
Gram, daß sie zu fortgeschrittener Stunde gar einen Voodoo-Hoodoo-Schrumpel-Fluch
applizieren wollte, der jedoch nach Einspruch von Frau Timm-Winkmann bis
zur nächsten ZK zur Bewährung ausgesetzt wurde. Daß kein
Mitglied des "Bundes der Vertriebenen" anwesend war, erstaunte weniger,
da diese Ehrenmitgliedschaft nur an Personen vergeben wird, welche die
ZK nur einmal besuchen und ihr danach fernbleiben.
Obwohl
dem wackeren Stammtisch ob dieser Vorkommnisse zunächst verständlicherweise
die Hymne im Halse stecken blieb, erforderte die wie immer umfangreiche
Tagesordnung doch, diese mannigfaltigen Emotionen der Pflicht zu opfern.
Zur Aufmunterung berichteten die Anwesenden zunächst ihre schönsten
Ferienerlebnisse, natürlich nicht ohne immer wieder den Bezug zur
Feriengestaltung in Entenhausen herzustellen, und Frau Dioszeghy-Krauß
präsentierte voller Stolz den vom eigenen Gatten überarbeiteten
"Prof. Püstele-Preis für Damen", der im Gegensatz zum Original
in aufregend durchscheinendem Magenta gestaltet ist.
Die Frage
der Teilnahme an der Zwischenzeremonie am 22.09.2001 in Wien wurde erörtert.
Frau Garhöfer und das Ehepaar Timm mußten ablehnen und letztere
bedauerten, daß eine unglückliche Termin-Koinzidenz sie zwängen,
an jenem Tag als Abgesandte des MC Donald (Motorradclub der D.O.N.A.L.D.)
für diesen Ehre auf der Jagd nach Trophäen bei einem Rennen einzulegen.
Dies war das Stichwort für Frau Dioszeghy-Krauß, von ihr für
den MC Donald auf das liebevollste verfertigte Sonnenschutzschilde den
anwesenden Mitgliedern des Clubs zu überreichen. Herr Herges will
der Zwischenzeremonie auf alle Fälle beiwohnen; das Ehepaar Krauß
fürchtet jedoch ebenfalls, aufgrund von Terminproblemen nicht teilnehmen
zu können.
Frau
Garhöfer erntete zunächst etwas Erstaunen, als sie sich partout
nicht davon abbringen lassen wollte, das insgesamt doch eher mäßig
interessante "Veranstaltungsprogramm Juni/Juli 2001 des DVT/VDI Technisch-wissenschaftliche
Vereine Karlsruhe und Mittelbaden" zu Gehör zu bringen. Doch die anfängliche
Skepsis wandelte sich rasch in Rührung und Stolz, als man feststellte,
daß neben Veranstaltungen wie "Grundlagen der Pkw-Kälte-Klima-Anlage
mit CO2" oder "Anforderungen an Pumpen in der Gebäudetechnik und Entwicklungstendenzen"
auch die "Sonderausstellung: Biodiversität in Entenhausen" Erwähnung
fand, zumal Frau Garhöfer glaubhaft versicherte, ein Hinweis auf Fremdveranstaltungen
sei ganz und gar unüblich. Frau Garhöfer wies außerdem
darauf hin, daß die "Staatliche Fachstelle für das öffentliche
Bibliothekswesen" eine Ausstellung zum Thema Comics geplant habe und um
die Überlassung der Exponate eben jener Ausstellung angefragt habe.
Wie eine Bombe platzte die Meldung von Frau Dioszeghy-Krauß, die
SED habe ihre erste anonyme Parteienspende (3,13 DM) erhalten und daß
die Südeuropäischen Donaldisten dank der großherzigen Geste
eines kleinen bescheidenen weltberühmten Landarztes nun solvent seien.
Diese Erfolgsmeldungen hoben die anfangs gedrückte Stimmung nun doch
erheblich und führten dazu, daß nicht nur Apfelsaftschorlen,
sondern auch Hochprozentigeres in rascher Frequenz den Besitzer wechselte.
Auch Ober Willi, der mit Hilfe eines elektronischen Armbandes eine kleine
Light-Show inzenierte, trug zur allgemeinen Aufheiterung bei.
In dieser
Stimmung kam es zur obligatorischen Gründung einer Unterorganisation,
die aus gegebenem Anlaß den Namen ZIEZZ: "Zurück in´s
Ei, Zack Zack" - Kinderhasser e.V. trägt. Die Gründung eines
"Kanuclub der D.O.N.A.L.D." mußte deshalb für die nächste
ZK im Sinn einer Plansoll-Übererfüllung "auf Halde" gelegt werden.
Im Rahmen
der Nachsitzung bewies Herr Herges nicht zum ersten Mal sein mathematisches
Geschick, indem es ihm gelang schlüssig nachzuweisen, daß 35:5=16
ergibt, sowie daß der Mensch über 11 Finger verfügt. So
blieb uns nach einer wie immer überaus gelungenen und rauschenden
Veranstaltung nur noch, im mittlerweile bis auf den letzten Platz gefüllten
Biergarten die SED-Hymne zu schmettern, was am Nachbartisch nicht nur zu
begeisterten Ovationen führte, sondern auch dazu, sich ebenfalls -
wenn auch grölend und wenig gelungen - an eigenes Liedgut zu erinnern,
was uns schließlich in eine rasche Flucht schlug. Dieser Hast fiel
eine neuerliche Terminabsprache zum Opfer, jedoch kann der "Alte Brauhof"
sicher sein, die wackeren Mitglieder des SED-Stammtisches Anfang November
wieder - wenn auch im Inneren des Etablissements - begrüßen
zu können.